Silke
„Ist das für mich?“, fragte Silke mit bebender Stimme.
„Ja, ich dachte, du könntest das jetzt gebrauchen!“, entgegnete Martin.
Silke nahm das Glas Kognak und kippte es mit einem Zug hinunter.
Jetzt erst stieg unbändige Wut in ihr auf und sie wollte den jungen Mann, der neben ihr saß, diese Wut entgegenschleudern. Doch in letzter Sekunde sah sie in ein liebevolles Lächeln, das sein Gesicht voller Zärtlichkeit erstrahlen ließ, was ihre Wut abrupt auflöste. Sie konnte es nicht verstehen, was in diesem Moment mit ihr passierte, denn sie fühlte sich in ihrem Schmerz zu diesem Fremden hingezogen und ohne das sie es eigentlich wollte, begann sie ihm ihre Geschichte zu erzählen.
Martin war näher an Silke herangerutscht, nahm sie sanft in seinen Arm und meinte tröstlich, als sie geendet hatte und erneut Tränen vergoss, das es sicher schmerzlich für sie sei, gerade an einem solchen wichtigen Tag, wie heute, doch sie solle sich nicht aufgeben, denn ein Mann, der nicht bereit ist zu warten, bis seine Freundin bereit für ihn ist, kann keine wahre Liebe empfinden.
Silke hatte ihren Kopf an die Schulter dieses Mannes gelegt und begann erneut zu weinen. Doch warum sie weinte, vermochte Silke nicht zu sagen. Die Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Einerseits verstand sie sich selbst nicht, wie sie in dieser Situation sich an einen wildfremden Mann lehnen konnte, ihm ihr Leid anvertraute und Trost suchte. Andererseits fühlte sie sich bei ihm geborgen und empfand Erleichterung, sich ihm anvertraut zu haben. Dieser Mann gefiel ihr, er sah richtig gut aus und hatte eine sehr einfühlsame Art an sich, die ihr Vertrauen einflößte. Aber gerade das erschreckte sie. Wie konnte sie, binnen weniger Minuten von ihrem Freund, den sie, glaubte zu lieben, verlassen werden, um sich dann, bei einem fremden Mann, geborgen zu fühlen.
Nach einer langen Zeit, in der beide ihren Gedanken nach hingen und ihre Getränke tranken, fragte Martin, ob sie Lust hätte mit ihm etwas Spazieren zu gehen. Silke sah in seine freundlichen Augen und meinte, dass sie das gern tun würde. Martin nahm Silke in den Arm und so schlenderten sie durch die Stadt.
Die Zeit verging und wie durch ein magisches Band gezogen trafen beide vor Silkes Haus ein.
Als Martin realisierte, dass Silke hier wohnte, überlegte er, was er nun machen sollte. Gernwürde er diese Frau wiedersehen und ihr näher kommen, doch gleich am ersten Tag und nach dem, was sie erlebt hatte, empfand er es als aufdringlich. Also begann er, sich von Silke zu verabschieden. Silke war überrascht, dass sich Martin verabschiedete und ihr einen schönen Tag wünschte. Wie sollte der Tag schön werden, wenn er ganz und gar anders verläuft, als sie es sich an ihrem Geburtstag gewünscht hatte.
Sie wollte jetzt nicht alleine sein. Sie wollte mit diesem Mann zusammen den Abend verbringen, obwohl sie sich auch davor fürchtete. Sie fürchtete nicht Martin, nein, sie fürchtete sich davor, dass er sich ihr gegenüber zurückhalten würde, nachdem was sie ihm erzählt hatte. Aber Silke wollte an ihrem 19. Geburtstag endlich eine richtige Frau werden, auch wenn in ihr erneut panische Angst aufkeimte.
„Ich würde mich freuen, wenn du mir noch Gesellschaft leisten könntest“, sagte Silke zaghaft und mit bittendem Gesichtsausdruck zu Martin. „Ich möchte noch nicht alleine sein, sonst fange ich sicher wieder an zu weinen. Und das möchte ich nach diesem schönen Nachmittag nicht.“
Martin lächelte und nickte zustimmend. Beiden hüpfte das Herz vor Freude. Dann ergriff Silke Martins Hand und zog ihn hinter sich ins Haus. Ihre Wohnung lag im Dachgeschoss und war nett eingerichtet. Sie führte Martin in ihr Wohnzimmer und deutete auf das Sofa, auf dem sich Martin niederließ. Silke kam nach einer Weile mit Kaffeegeschirr und einer Flasche Sekt zurück und meinte, dass sie gerne mit ihm auf ihren Geburtstag anstoßen möchte.
Während Martin den Sekt öffnete, setzte sich Silke direkt neben ihn und goss Kaffee ein. Dann prosteten sich beide zu und tranken.
Martins Gedanken flogen umher, denn er wusste jetzt nicht so recht, was er tun sollte und was Silke von ihm erwarten würde.
Einerseits wollte er sie nicht bedrängen und ihr den Eindruck vermitteln, dass er ihre Situation ausnutzen täte, andererseits machte diese Schönheit ihn unwahrscheinlich an und seine Gedanken schweiften zu ihrem herrlichen Körper ab. Er stellte sich vor, sie überall zu streicheln und zu küssen.
Durch den zarten Kuss, den Martin nun auf seinen Lippen spürte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Er umfasste Silke reflexartig und begann ihren Kuss zu erwidern.
Silke wehrte sich nicht gegen seine Umarmung und den inniger werdenden Kuss, obwohl in ihren Gedanken Zweifel aufkeimten, das Richtige zu tun. Sie spürte, wie seine Zunge sanft versuchte in ihre Mundhöhle zu gelangen und seine Hände zärtlich über ihren Rücken strichen.
Sollte sie seinen Annäherungsversuchen entgegenkommen oder ihn abwehren, bevor sie nicht mehr zurück konnte oder wollte?
Aber das Gefühl, was sich in ihr ausbreitete, war zu schön und es kribbelte bis in ihre Zehenspitzen, als das Silke Martin hätte jetzt zurückweisen können, geschweige denn wollte. Leicht öffnete sie ihren Mund und beide Zungenspitzen trafen sich und begannen sich gegenseitig zu erkunden und liebkosen.
Ihre Zungen tanzten regelrecht miteinander und Martins Händer strichen zärtlich über Silkes Rücken, immer hoch und runter.
Irgendwann gerieten seine Finger unter den Rand ihres Tops und Martin hielt sofort inne, um zu warten, wie Silke reagieren würde. Doch Silke schwelgte so in den zärtlichen Gefühlen, dass sie nicht wollte, dass er aufhörte.
Also ließ Martin, als keine abwehrende Geste von Silke kam, seine Finger weiter unter ihr Top gleiten und strich zart über ihre Haut.
Die zärtlichen Berührungen seiner Finger ließ Silke eine Gänsehaut bekommen, jedoch, nicht weil sie fröstelte, sondern weil ihr wohlige und erregende Funken durch den Körper jagten.