Die Folter vom blonden Gift, Teil 1

Ganz kurz erinnerte ich mich an ein Mädchen aus der Schule. Hieß die Jasmin? Janine? Jeanette? Oder gar Julia? Schwer zu sagen. Das lag ja Ewigkeiten zurück. Hatte die nicht auch blondes Haar? Ich konnte mich nicht erinnern.
Stumm flehte ich das blonde Gift um Hilfe an. ‚Woher kennen wir uns?‘ fragte ich sie in Gedanken. Ich muss wohl ziemlich dämlich dreingeschaut haben. Nach einigen Sekunden sagte sie schließlich, dass mein Name auf der Anwesenheitsliste angeführt war. Und wir sollten uns doch duzen, wenn wir schon solche Spielchen spielen. Dennoch folgte etwas, was meine Erinnerungen wachrüttelte. Sie griff zwischen ihre Beine und ließ die Murmel aus sich herausgleiten und dann in ihrer Handfläche rollen.

Prompt hatte ich ein Déjà-vu. Früher kannte ich ein Mädchen. Klein, zierlich, blond, zumeist mit Zöpfen. Sie spielte am liebsten mit ihren Murmeln. Sie hatte viele davon, in zwei Größen, Bunte, mit allen Mustern, die man sich vorstellen konnte. Einige hatte sie immer bei sich, sogar im Sandkasten. Hieß dieses Mädchen Jasmin? Ich wusste es nicht mehr.
Bestand die Möglichkeit, dass mir ein und dieselbe Person hier mehr oder weniger unbekleidet gegenübersaß? Die Wahrscheinlichkeit war doch minimal, oder? Und wieso sollte ich die ausgerechnet hier in Lignano wieder sehen? Alles mehr als nur unwahrscheinlich. Da erschien mir die Erklärung mit der Anwesenheitsliste so plausibel, dass ich mich damit zufrieden gab.

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