Vermisst – Anjelica
Der Bus war wirklich übervoll. Schon beim Einsteigen wurden Anjelica und Sandra von der Menschen-Masse getrennt. Doch an der nächsten Haltestelle quetschten sich wieder Leute hinein, der Platz wurde nun sehr knapp, die Luft stickig. Sitz- und auch die Stehplätze waren mehr als überbesetzt, und man stand äusserst eng beieinander. Von Sandra war nichts mehr zu sehen.
Neben Anjelica drängte sich eine Gruppe Schüler, halb Erwachsene, halb Jugendliche, genau wie sie. Ob diese Jungs auch wie sie auf Jobsuche gewesen waren?
Jede und jeder versuchte sich krampfhaft an einer sich bietenden Gelegenheit festzuhalten, denn der Bus schaukelte heftig. Dann ein Stopp! Während des kurzen Halts spürte Anjelica wie sich eine Hand an ihrer Seite nach unten schob, bis sie den Rocksaum erreicht hatte. Nun zupften Finger am Saum, eine Hand schob sich zwischen ihre Schenkel und strich sanft über die Innenseite hoch. Anjelica versteifte sich. Sie schluckte, als die fremde Hand ihrem Schritt immer näher kam. Instinktiv schloss sie ihre schlanken Beine und klemmte so die Hand ein. „Hilfe!“, flüsterte sie entsetzt zu sich selber, „Hilfe! Mir schiebt einer seine Hand zwischen die Beine!“ Doch laut schreien, das traute sie sich nicht. Nicht hier im vollen Bus!