Im Kaufhaus

Die Zeit vergeht hier nicht viel schneller als im Schaufenster. Nach einiger Zeit höre ich Leute. Es werden immer mehr, je weiter der Morgen fortschreitet. Manchmal unterhält sich jemand dicht vor meinem Bett. Ich erschrecke dann immer, und hoffe, dass niemand das Bett kauft. Oft dauert es auch nicht lange, bis die Stimmen sich wieder entfernen. In ruhigen Momenten stelle ich mir die Frage, wie jemand wohl reagiert, wenn er ein Bett kaufen will, und darin eine gefesselte schöne Frau vorfindet.

Aber bevor ich zu einer für alle Ewigkeit endgültigen Antwort kommen kann, wird meine Aufmerksamkeit von zwei Stimmen beansprucht, die direkt vor meinem Bett zu sein scheinen. Es sind zwei Männerstimmen. Jetzt verstehe ich sie sogar. Die eine gehört einem Verkäufer, die andere einem Kunden, der sich wirklich für mein Bett interessiert. ‚WeIche Geschmacksverirrung‘ besinne ich mich auf die Farbe dieses Möbelstücks: ‚Das kommt davon, wenn man Männer alleine einkaufen lässt.‘
Aber dann wird es mir doch mulmig, denn was passiert mit mir, wenn er das Bett wirklich kauft? Mein Blutdruck steigt wieder kräftig an. Aber das ist nichts gegen das Gefühl, welches in mir hochsteigt, als der Kunde darum bittet, das Bett einmal öffnen zu dürfen. ‚Das darf doch nicht wahr sein‘, denke ich. Die müssen das Bett mit meinem Konterfei angepriesen haben, damit sich überhaupt jemand dafür interessiert. Und jetzt will der Typ tatsächlich hineinschauen. –

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