Am Pranger – Marthas Schicksal
„Aber …“, stammelte sie. Ihr blasses Gesicht lief plötzlich rot an.
„Versuche nicht mit Gott zu feilschen, Kind. Sprich und lasse kein Detail aus.“
Zögerlich folgte Martha seiner Aufforderung und begann zu erzählen: „Es war gestern Abend nach dem Nachtmahl. Die Bäuerin Agnes war bereits in Bett gegangen und ich schruppte die Töpfe und Pfannen, als der Bauer zu mir kam.“
„Und?“, fragte der Priester.
„Er näherte sich mir und berührte mich.“
„Wie? Erzähle genau, was passiert ist und vergiss nicht, du stehst vor dem Gericht Gottes.“
Martha seufzte leicht und begann dann noch einmal ausführlicher zu berichten. „Er blieb einige Zeit im Türbogen stehen und sah mir wie so oft bei der Arbeit zu. Der Bauer ist groß und kräftig. Sein kahles Haupt hatte nur noch wenige, zu fettigen Strähnen verklebte Haare. Es war heiß und der Schweiß tropfte mir aus jeder Pore meines Körpers. Seine Blicke klebten an mir genau so, wie mein Kleid an meiner schweißnassen Haut pickte.“