Mittelaltermärchen

Eine nicht unfreundliche Stimme fragte: „Wohin willst du denn so schnell?“

Sie blieb stehen, drehte sich langsam um und knickste mit niedergeschlagenen Augen.

„In die Küche, Herr. Man wird dort schon auf mich warten.“

„Bleib und lass dich ansehen.“

Griet verharrte reglos, sie wagte kaum zu atmen. Der Mann ihrer Träume stand direkt vor ihr. Er war beinahe einen Kopf größer als sie, die verschwitzten, dunkelblonden Haare waren im Nacken mit einem blauen Band zusammengebunden. Das wusste Griet, auch wenn sie die Augen immer noch auf den Boden gerichtet hielt. Sie konnte alle Details beschreiben, konnte ihn genau vor ihrem inneren Auge sehen. Er hatte blaue Augen, die beinahe leuchteten und in denen immer ein Lächeln zu sehen war, auch wenn sein weicher Mund ernst war. Seine Nase war anscheinend einmal gebrochen gewesen, aber genau dieser Makel machte das Gesicht für Griet wunderschön. Er hatte seinen Bart offenbar schon seit einigen Tagen nicht mehr geschoren, die hellbraunen Härchen waren bereits einen Finger breit zu sehen. Seine breiten Schultern wurden durch die grüne Kurztunika noch betont.

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