Beim Friseur
Sanft drückte der Stoff des Kittels auf den weißem Umhang der meine Kleidung schützte. Nichts konnte in diesem Moment anziehender als das sein. Leise raschelten die Stoffe und meine Nackenhaare stellten sich auf. Stumm beugte sie sich wieder über mich, bearbeiteten mein Haupt erneut und für einen ganz kurzen Moment berührte ihr Oberkörper meine Schulter. Es war sicher eine zufällige Berührung aber so voller Intensität, das ich eine Gänsehaut bekam. Kurz zuckten ihre Hände zurück, unsere Blicke trafen sich erneut im Spiegel. Diesmal wich keiner dem anderen aus.
Wir sahen uns einfach nur an. Ich hier auf den Stuhl, sie über mich und der Spiegel ließ unsere Blicke verschmelzen. Sekundenlang stand sie so da, sah mich nur an. Und wieder hielt ich stand, sah sie nur an und legte alles Flehen und alle Wünsche in meinen Blick, als könnte ich sie zu ihr transferieren oder sie plastisch zeigen. Es war das Lächeln, das mich stutzen lies. Es war irgendwie anders als vorhin. Nicht mehr so oberflächlich. Es schien fast von innen zu kommen und ihre ganze Gestalt zu erstrahlen. Das ich ebenfalls lächelte, bemerkte ich schon gar nicht mehr.
Da war auf einmal etwas in der Luft zwischen uns, das Augenblicke zuvor noch nicht da gewesen war. Eine Spannung, ein knistern das fast körperlich zwischen uns zu spüren war. Sie stand nur da, blickte mich an. Meine Hände lagen auf den Lehnen des Ledersessels. Schweiß rann an mir herunter und mein herz pumpte auf Hochtouren. Tausend Dinge rasten mir durch den Kopf doch ich vergaß sie alle wieder. Ich sah nur sie, spürte die Nähe ihres Körper und war in ihren grünen Augen völlig verloren. Immer noch stand sie unbeweglich da, hielt Kamm und Schere in den Händen.