Befreit, das Nylon-Outing
Am nächsten Morgen ging ich erst einmal zur Arbeit. Im Büro schien die Welt wieder in Ordnung, bis auf einige Kollegen und Kolleginnen in Glanznylon. Der eine hatte eine irre glänzende Nylonwindjacke an, ein anderer als Fahrradfahrer ein stark raschelndes Nyloncape. Eine Kollegin raschelte in einer Glanznylonhose ständig an mir vorbei, was mich fast um den Verstand brachte. Vollkommen unkonzentriert erledigte ich meine Arbeit und ging früher nach Hause.
Es regnete und ich hatte keinen Schirm dabei, also ging ich erst einmal ins Kaufhaus und schaute mich nach einem Schirm um. In der Abteilung sah ich diverse Grabbeltische mit vielen wild wühlenden Leuten. Ich ging hin und blickte auf einen Haufen gelber Regenoveralls, jeweils zum Sonderpreis von 9,90 Euro. Einige Leute probierten die rascheligen Overalls an. Sie glänzten verführerisch im Licht. Das gelbe Nylon war ohne Innenfutter und dadurch fast durchsichtig. Wie hypnotisiert griff ich mir einen in meiner Größe und zog ihn an – er passte perfekt. Ich griff mir noch einen, wesentlich kleineren, und bezahlte beide an der Kasse mit der blödsinnigen Bemerkung, dass der kleinere für meinen Sohn wäre (als ob sich jemand dafür interessieren würde, warum ich nun zwei verschiedene Größen kaufte!) dabei hatte ich gar keinen Sohn und war noch nicht mal verheiratet. Am Ausgang angekommen, bemerkte ich, dass es immer noch regnete. Also zog ich, immer noch wie unter Hypnose, den Nylonoverall an. Mit einem Lächeln meinte eine Frau neben mir, selbst auch in Regenbekleidung „Ist doch praktisch, nicht war?“ „Hmm.“ Meinte ich, zog die Kapuze über den Kopf und ging in den Regen hinaus.