Frauenbekanntschaften
„Unseren Lohn mussten wir alle bezahlen,“ gab Olli zu bedenken, „es geht ja nicht jeder Frau so wie mir, dass ich gleich wusste, dass ich lesbisch war. So habe ich mich schon früh an andere Frauen herangemacht. Weißt du, ich war dabei doch sehr glücklich. Ich habe es genossen, den weichen Körper einer Frau genießen zu können. Das Harte und Befehlende eines Mannes hatte mich noch nie interessiert. Aber wie ging es denn bei dir weiter, meine Liebe, mein kleiner Engel.“ „Wie ging es bei mir weiter?“ fragte Silke zurück, „ich hatte zwar schon noch einige Männer kennen gelernt, doch es wurden keine guten Beziehungen. Auch ich fand das Beherrschende der Männer nicht schön. So kam es, dass ich Sonja begegnete. Sie war eine schwarzhaarige, schlanke junge Frau etwa in meinem Alter. Etwas kleiner als ich war sie, hatte lange Haare, dünne Lippen, trug eine Brille und war von quirliger Natur. Ich lernte sie in einem Café kennen, sie saß an einem Tischchen und las in einem Buch. Da die anderen Tische auch besetzt waren, fragte ich sie, ob ich mich zu ihr setzen könne. Sie schaute mir ins Gesicht, lächelte und meinte: ‚Ja, gern.‘ Ich setzte mich, sie legte das Buch zur Seite. Dann stellte sie viele Fragen an mich, wie ich heiße, was ich mache, ob ich in der Stadt wohnte, was ich für Freizeitinteressen hätte und so weiter. Aber sie fragte nicht nur, sondern sie erzählte auch eine Menge über sich selbst. Es entwickelte sich ein sehr interessantes Gespräch. Und immer, wenn ich ihr etwas schilderte oder erklärte, dann lächelte sie mich bezaubert an. Sie gefiel mir. Ich glaube, wir saßen über zwei Stunden dort und es kam mir vor als sei es nur eine Viertelstunde gewesen. Ich weiß noch, einer ihrer letzten Sätze war: ‚Wir haben uns nun schon so lange unterhalten und irgendwie habe ich das Bedürfnis, zu dir ehrlich zu sein. Ich bin eine Lesbe, nicht kriminell oder aufdringlich, aber ich bin eine. Findest du das abstoßend?‘