Die Enkelin

Sie betrat das Zimmer. „Bitte, ich bin die Enkelin ihrer Gastgeber, sagen Sie meinen Großeltern nichts davon“, bat sie uns. Michelle und ich sahen uns an und zuckten mit den Schultern. „Wie heißt du?“, fragte ich sie. „Nicole“, antwortete sie. „Und wie alt bist Du?“, fragte ich weiter. „Einundzwanzig, und ich bitte Sie, mich nicht zu duzen. Ich bin schließlich volljährig“, antwortete sie keck. „Michelle, hol doch bitte mal ihre Großeltern“, bat ich Michelle.

Nicole bekam ganz große Augen. „Bitte, nicht, ich tue auch alles, was Sie von mir verlangen. Bitte, nicht meine Großeltern holen“, bettelte sie. Michelle hatte inzwischen die Tür geschlossen und wir lächelten uns an. „Für einundzwanzig bist Du aber ganz schön neugierig. Ist es denn nicht verboten, an fremden Türen zu spionieren und zu lauschen?“. Wieder wurde sie rot. „Ich habe so etwas zum ersten Mal gemacht. Ich lebe hier bei meinen Großeltern und sonst waren da immer nur ältere Menschen zu Gast“. „Hast Du denn keinen Freund, bei dem Du leben kannst?“. „Nein, meine Großeltern sagen immer, ich bin noch nicht reif genug für einen Freund“. „Das scheint uns aber auch so“, bemerkte ich. Wieder lächelten wir uns an. „Wie soll es denn nun weitergehen?“. „Ich weiß nicht“. „Pierre, wir müssen Ihr unbedingt helfen!“, sagte Michelle. Sie legte sich auf das Bett. „Du kannst jederzeit gehen. Wir sagen natürlich nichts zu Deinen Großeltern. Wofür hältst Du uns denn?“. Ich legte mich zu Michelle in das Himmelbett. „Warum sitzt und liegt ihr denn nackt hier rum?“, wollte sie von uns wissen. „Weil wir uns lieben und weil wir es gerne tun“. „Was gerne tun?“. „Uns lieben“. In ihrem Gesicht stand ein großes Fragezeichen.

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