Der gesichtslose Fremde
Manchmal habe ich Tage, an denen habe ich die wildesten Phantasien und möchte die verrücktesten Dinge tun. Meistens erzähle ich Stefan von meiner Phantasie, kommen wir aber gar nicht dazu, sie zu verwirklichen, weil ich mich plötzlich erschöpft neben meinem Mann im Bett wiederfinde und das Gefühl kurz nach einem gewaltigen Orgasmus genieße.
Heute aber haben wir eine Phantasie umgesetzt. Hier auf der Reeperbahn in Hamburg gibt es Sex-Kinos, in denen Videokabinen stehen, die Löcher in den Wänden haben. Durch die kann man sich beobachten lassen und manche Fremde helfen sich durch diese Löcher auch gegenseitig zum Orgasmus.
Ich war mit meinem Mann einmal in einer solchen Kabine und wir hatten dort Sex, während uns zwei Männer aus den beiden Nachbarkabinen beobachteten. Für heute hatten wir jedoch eine andere Idee. Als wir den Eintritt bezahlt hatten und vor einer Kabine standen, gab ich Stefan einen Kuss und schloss mich allein darin ein. Mein Mann ging in die Kabine nebenan. Unsere Phantasie war es, durch dieses Loch Sex miteinander zu haben – ohne uns zu sehen also.
Das Aufregende daran war für mich, dass ich mir mit meiner lebhafen Phantasie auch gut vorstellen konnte, dass es nicht Stefans Penis sei, der dort durch das Loch geschoben wurde. Stefan wird sicherlich ähnlich phantasiert haben…
Ich stand also in der engen Kabine und der Fernseher neben mir zeigte einen dumpfen, schmuddeligen Sexfilm. Ich starrte auf das schwarze Loch in der Wand und harrte der Dinge, die (bzw. des Dinges, das) da kommen würden. Ich hörte Stefan seine Hose öffnen und dann den schweren Jeansstoff zu Boden fallen.