Beim Friseur
Ich knöpfte mein Hemd auf, lockerte die Krawatte und verfluchte die heißen Temperaturen. Schon seit einigen Tagen plagte die kleine Stadt in der ich wohnte und arbeitete eine gnadenlose Hitzewelle. Und sie würde sich noch ein paar Tage halten. Ich hatte nichts gegen Temperaturen, aber im Friseurladen war es trotz angekippter Fenster und zwei großen aber zu sanften Ventilatoren heiß und stickig. Also wieder ein Blick in die Zeitung oder zumindest der Versuch.
Der Geschäftsteil interessierte mich nicht, der Sport auch wenig und der Rest triefte bei dem Blatt mit der roten Aufschrift wieder voller Blut. Mord hier, Mord dort und überall Kommentare zu der Hitzewelle. Ich blickte wieder auf und blies mit die Haare aus der Stirn. Der kurze Luftzug kühlte angenehm. Und wieder meine Blicke auf ihr. Sie beugte sich vor um den älteren Mann am Hinterkopf zu schneiden. Ich sah sie an und genau in dem Moment drehte sie den Kopf, blickte mich an und lächelte höflich herüber. Ich war lange Sekunden wie versteinert, lächelte dann etwas verlegen und überrumpelt zurück.