Endstation Begierde

Möglich, dass er sie schon hundertmal gesehen hatte, ehe er sie bewusst zur Kenntnis nahm. Über vier Jahre war er an jedem Werktag um kurz nach acht Uhr zum Bahnhof Christopher Street gekommen und hatte zusammen mit vielen anderen auf den Zug gewartet, der ihn in die Stadt transportierte, wo er die Hälfte seiner wachen Stunden damit verbrachte, in einer Zelle zu sitzen und seltsame und im wesentlichen bedeutungslose Rituale mit Tausenden von Papierformularen auszuführen.

Wie die Millionen anderen, die täglich in die Tunnels hinabstiegen, um wie Schlachtvieh hin und her geschoben zu werden, war er gewöhnlich schlecht gelaunt. Doch die Frau änderte das gründlich. Als er vorüberging, hatte sie gerade ein Zehncentstück in einem Kaugummiautomaten verloren und stand jetzt davor, wütend und gegen den Münzschlitz schlagend. Irgend etwas in der Art ihres Energieausbruchs fesselte seine Aufmerksamkeit, und er blieb stehen, um sie zu betrachten.

Er nahm ihre äußere Erscheinung mit einem einzigen Blick auf. Doch die U-Bahn donnerte in den Bahnhof und bremste mit dem durchdringenden Kreischen von Stahl auf Stahl. Er wurde aus seiner Betrachtung gerissen. An diesem Tag dachte er nicht mehr an sie. Am nächsten Morgen sah er sie wieder und verschlang sie erneut mit den Augen. Dann hielt er inne, betrachtete sie etwas eingehender, ließ seine Blicke über ihr pechschwarzes Haar gleiten, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war, über ihre schmale Nase mit den aufgestellten Nasenflügeln. Ihr Körper war in einen dicken Wintermantel gehüllt, ein Schutz vor der Februarkälte. Zu seiner Überraschung warf sie ihm einen Blick zu, mit einem seltsam beunruhigenden Ausdruck in den Augen, dann schaute sie weg. Obgleich er sich nicht sonderlich darum bemühte, traf er sie während der nächsten Wochen fast jeden Morgen.

Sie wurde allmählich zu einer Art Bekannten. Einmal schickte er sich sogar an, sie zu grüßen; ehe er sich bremsen konnte und sich die New Yorker Sitten ins Gedächtnis rief, die es absolut verboten, mit fremden Leuten auf der Strasse zu reden, sie anzulächeln oder ihnen auch nur freundlich zu begegnen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er begriff, dass er anfing, sich darauf zu freuen, sie zu sehen, und dass dieses Zusammentreffen dem ansonsten langweiligen und trübsinnigen Tagesbeginn einen Hauch von Spannung verlieh. Ende März wusste er bereits eine ganze Menge von ihr. Der Umfang ihrer Garderobe, die Vielfalt ihrer Stimmungen, der Rhythmus ihres Ganges, all das war seinem Interesse frei zugänglich gewesen.

Es war amüsant, Spekulationen anzustellen. Der Qualität ihrer Kleidung nach zu urteilen, verdiente sie nicht mehr als 130 Dollar in der Woche. Sie arbeitete vermutlich als Sekretärin. Sie trug an keinem Finger einen Ring und lebte höchstwahrscheinlich allein. Sie verwendete ein Minimum an Make-up, einen schwachen Hauch Lippenstift und Lidschatten. Ihre Lesegewohnheiten waren weit gestreut, da sie an einem Tag die „Bekenntnisse des Augustinus“ unter dem Arm hatte und am nächsten irgendeinen populären Bestseller über Astrologie.

Es geschah in der ersten Aprilwoche, dass er den Wunsch verspürte, sich ihr zu nähern. Am ersten Tag, an dem es warm genug war, um ohne Mantel auszukommen, erschien sie in einem engen Rock, der ihr straffes Gesäß und die perfekt geformten Schenkel hervortreten ließ, und in einer Jacke, die, als sie aufgeknöpft wurde, den Blick auf Brüste gestattete, die gerade groß genug waren, um jeweils in seine Hände zu passen. Ihr schmaler Mund, der ihr auf den ersten Blick ein eher prüdes Aussehen verlieh, bildete nun zu der elektrisierenden Sinnlichkeit ihres Körpers einen aufregenden Kontrast.

Ihm kam der Gedanke, dass es möglich sein könnte, sie zu vögeln. Diese Aussicht ließ ihn aktiv werden. War sie bisher eher eine charmante Abwechslung gewesen, die seinen tristen Tagesanfängen einen Hauch des Geheimnisvollen verliehen hatte, so wurde sie nun zu einem Ziel – zu einem Preis, den es zu erringen galt.

Er fing an, morgens früher aufzustehen, um zu duschen, seine Kleidung mit Sorgfalt auszusuchen und sich stimmungsmäßig auf die Begegnung vorzubereiten. Er vollzog das gleiche Balzritual, das Vögeln und Fischen und anderen Tieren gemeinsam ist, die denselben biosexuellen Ursprung haben wie die Menschen. Er verfolgte voller Spannung seine Absichten und versuchte sich darüber Klarheit zu verschaffen, ob sie ihn möglicherweise attraktiv fand.

Ohne es sich selbst gegenüber so zu nennen, begann er, ihr den Hof zu machen. Sie stieg eine Station vor ihm aus. Als das Wetter wärmer wurde und ihre Kleidung leichter, sorgte er dafür, dass er im dicht besetzten Wagen näher bei ihr stand. Am Ende konnte er ihr Parfüm riechen, vermischt mit dem frischen Duft ihres straffen Fleisches. Er konnte die feinen Windungen ihrer Ohrmuscheln betrachten, das Muskelspiel ihres Halses, wenn sie schluckte. Er fragte sich, welchen Namen sie wohl trug. Er bekam einen Blick für ihre Unvollkommenheiten und konnte schließlich sogar an ihrem Teint ablesen, wann sie ihre Tage hatte. Er glaubte außerdem, aus einer allgemeinen Lockerheit und Beschwingtheit in ihren Bewegungen ablesen zu können, wenn sie in der vorhergehenden Nacht gebumst hatte. An einem Mittwoch berührte er sie sogar und spürte den rauhen Tweedstoff ihres Rockes an seinen Fingerknöcheln Seine Knie wurden weich, und er musste nach dem Haltegurt greifen, um nicht umzukippen.

Sie anzusprechen, erwog er am Abend dieses Tages. Es brachte ihn fast um den Verstand, dass sie ihm, während er sie auf der einen Ebene als intime Bekannte betrachtete, nach Begriffen des gesellschaftlichen Kontaktes völlig fremd war. Er hatte sie oft genug über den Bahnsteig gehen sehen. Er kannte die Art und Weise, wie ihr Gesäß hin und her schwang, wenn sie ging, aber andererseits hatte er nicht ein einziges Mal ihre Stimme gehört. Er stellte sich vor, dass er sie, falls er sie wirklich ansprechen sollte, vielleicht furchtbar nichtssagend finden könnte. Zu oft in der Vergangenheit hatte er den Körper einer Frau begehrt und dann erleben müssen, wie seine Sehnsucht abrupt verflog, wenn er sie näher kennenlernte.

„Was wäre, wenn sie oberflächlich, seicht ist?“ fragte er sich. Und am Ende entschied er, den ersten Schritt noch nicht zu tun. Sich fragend, ob es Feigheit oder Klugheit war, die sein Inaktivität leistete, arbeitete er auf weiteren physischen Kontakt ohne vorherige formelle Annäherung hin. Am folgenden Morgen agierte er mit der Energie und Gewandtheit eines Footballspielers, um zu arrangieren, dass er hinter ihr stand, ohne sonderlich aufzufallen. Indem er sich mit Geschick und Routine durch das Gedränge schlängelte, konnte er ihr folgen, bis sie vor einer der vertikalen Haltestangen in der Mitte des Wagens plötzlich stehenblieb.

Er schob sich dicht an sie heran. Es war die perfekte U-Bahn-Fahrer-Technik, und kein Ritter, der ins Turnier zieht, um das Wohlwollen einer Dame zu erringen, hätte es besser machen können. Als der Zug den Bahnhof mit dem üblichen Rucken verließ und jedermann im Wagen dies schwankend auszugleichen suchte, blickte er an seinem Körper hinab. Ihr Gesäß war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. „So nahe und doch so fern“, dachte er. Er wagte es nicht, sich zu rühren. Der Zug gewann an Tempo, als er die 14.Strasse hinunterratterte. Er legte sich in eine Kurve und auch diesmal trieben die Menschen in seinen stählernen Gehäusen wie Wasser in einem Behälter zu einer Seite. Unglaublicherweise und zu seiner außerordentlichen Freude schwangen die beiden Rundungen ihrer Hinterbacken zurück, und schmiegten sich für eine winzige aufregende Sekunde in die Höhlung seines Schosses. Alarmglocken schlugen in seinen Lenden an, und er hatte eine Erektion, bei der sein Schwanz sich gegen den Stoff seiner Unterhose stemmte.

Während der restlichen Fahrt berührte sie ihn nicht mehr, und als er in sein Büro kam, suchte er augenblicklich die Toilette auf, wo er sich setzte und sein Ding heftig massierte. Der flüchtige Kontakt reichte aus, um seine unglaublichsten Phantasien in Gang zu setzen. Er stellte sich vor, dass sie mit einer speziellen wärmeerzeugenden Einrichtung versehen war, so dass allein schon ihre Nähe ausreichte, um bei einem Heer von Männern den Orgasmus auszulösen.

Er erlebte den restlichen Tag wie in Trance, erledigte seine Arbeit instinktiv und sparte seine Intellektuellen Fähigkeiten dafür auf, die Bilder in seinem Geist noch detaillierter auszumalen. Der nächste Tag war ein Samstag, und er war einfach überreizt, um das Wochenende allein zu verbringen. Er wusste, dass er im Begriff war, auf eine gigantische Dummheit zuzutreiben, aber er konnte nichts dagegen tun.

„Ich habe nur eine Frau in der U-Bahn berührt“, sagte er sich immer wieder. „Ich sollte das Ganze nicht überbewerten.“ Aber die Frau hatte sich schon in eine fixe Idee verwandelt, und er zehrte von ihrer magnetischen Kraft. Um seine Spannung etwas zu lindern, rief er eine alte Freundin an und bumste sie fünfmal in den 60 Stunden, die er warten musste, bis er die Frau aus der U-Bahn wiedersah. Und als er sie wiedersah, wusste er, dass er verloren war. Sie trug einen so engen Rock aus einem derart dünnen Material, dass man sowohl den Schnitt als auch die Farbe ihres Slips erkennen konnte.

Ihre Bluse war durchsichtig, und er konnte den blassen Goldton ihrer Haut zu beiden Seiten des Büstenhalters erkenne, der ihre Brüste mit seinem weichen Plastikgriff hielt. Trotz der Ausschweifungen des Wochenendes kochte in seinem Blut die Begierde. Der Zug machte eine ruhige, glatte Fahrt, und er verfluchte im stillen das Können. des Zugführers. Aber kurz vor der 33.Strasse blieb er stehen. Die Beleuchtung wurde schwächer.

Zwei Minuten dauerte es, bis die Stimme des Zugführers aus dem Lautsprechers erklang: „Ein Stück vor uns hängt ein Zug fest, und wir werden uns ein wenig verspäten.“ Es war ein Geschenk des Himmels. Seine Strategie bestand darin, es mit mano morte zu versuchen, mit der Technik der „toten Hand“, wie sie von den Italienern angewendet wird. Die Finger können die ausersehene Frau berühren, und zwar in einer Weise, die durch nichts auf einen Angriff schließen lässt Wenn sie nichts zu bemerken scheint, kann der Druck allmählich verstärkt werden.

Wenn sie reagiert, kann er als Entschuldigung auf die extreme Enge hinweisen oder sogar durch ein unschuldiges Gesicht dafür um Verzeihung bitten, dass er den unwiderstehlichen Wunsch gehabt hatte, die wundervolle Haut vor seinen Augen zu berühren. Der mittlere Knöchel seines Mittelfingers lag dabei genau zwischen ihren Gesäßhälften, nämlich dort, wo der Rock sich straff über dem Tal dazwischen spannte. Einige Sekunden lang wagte er noch nicht einmal, diese Empfindung selbst zu spüren, so behutsam war seine Annäherung. Dann verlagerte sie ihr Gewicht, trat von einem Fuß auf den anderen, und ihre Hinterbacken bewegten sich plötzlich heftig und wischten über seine ganze Hand.

Ein gurgelnder Laut des Wohlbehagens drang über seine Lippen, aber er unterdrückte ihn entschieden. Er wartete eine kurze Weile, dann berührte er sie erneut mit seiner Hand. Erneut verlagerte sie ihr Gewicht, und erneut rieb der köstliche Hintern an seiner Hand. Nun steckte er in einem Dilemma. War sie sich dessen, was geschah, nicht bewusst und bewegte sie sich locker und frei, oder war sie sich seiner Berührung bewusst und zeigte ihre Ungehaltenheit darüber, oder war sie sich der Berührung bewusst und wollte ihm zeigen, dass sie bereit war, sich zu beteiligen? Es schien, als stünde seine gesamte Männlichkeit auf dem Spiel. Er hatte sehr lange gewartet, und nun war der Augenblick gekommen, um ihre Beziehung zu überprüfen.

Kühn zog er seine Hand zurück und schob sich mit einem Gefühl historischer Endgültigkeit einige kleine Zentimeter vor, gerade weit genug, um seine Körperfront an ihrem Rücken zu lehnen. Ein Wetterleuchten zuckte über sein Sensorium. Er war so wachsam um im Gleichgewicht wie ein Mann auf dem Hochseil. Sie fuhr vielleicht herum und sagte etwas Häßliches, etwas furchtbar Abfälliges und schlug ihm damit eine Wunde, die lange nicht heilen würde. Oder sie stimmte in seine Ouvertüre mit ein. Er wartete, gefoltert von seiner Gespanntheit. Und dann, ganz leicht, ganz einfach und sanft, entspannte sie sich, ließ ihr Gewicht nach hinten sinken und lehnte sich mit ihrem Körper in totaler Passivität gegen ihn. Sie war mit seiner Berührung einverstanden.

Der Zug machte einen Satz nach vorn, als seine Erektion sich soeben anschickte, in die Lücke zwischen ihren Beinen vorzustoßen. So fuhren sie die ganze Strecke bis zu ihrer Haltestelle, sein Schwanz prickelnd von der geheimen Berührung in dem überfüllten U-Bahn-Wagen, während sein Gesicht ganz ruhig blieb und seine Augen hin und her zuckten und Ausschau hielten, ob jemand ihnen zuschaute. Als sie in ihren Bahnhof einrollten, löste sie sich bedächtig von ihm und schaute, ehe sie ausstieg, kurz über die Schulter und in seine Augen. Er konnte nicht mich Sicherheit sagen, was diese Geste bedeuten sollte. Danach eskalierte der Kontakt. Bald schon presste er sich mit Nachdruck an sie, stieß seinen Unterleib wiederholt nach vorn, während sie im gleichen Rhythmus die Gesäßhälften anspannte und wieder lockerte.

An einigen Tagen trug sie keinen Slip, und er hörte ganz auf, seine Boxershorts anzuziehen. An dem Tag, an dem sie nach hinten griff und ihn streichelte, schrie er beinahe auf. Sie gingen dazu über, sich am Ende des Wagens zu treffen, so dass sie sich in eine Ecke drücken konnte, während er sie abschirmte. Eines Morgens trug sie eine Hose, und er schob seine Erektion zwischen ihre Beine, während der Zug ratternd seinen Weg in die Stadt fortsetzte.

Anderntags hatten sie beinahe einen tödlichen Unfall, als ein kleiner Schuljunge, der von Waggon zu Waggon marschierte, die Verbindungstür aufriss. Sie stürzten fast auf die schmale Plattform. Er hatte einen wilden Eindruck von glänzenden Schienen, ehe er sein Gleichgewicht wiedergewann und sich hineinzog und ihre Taille umfing, um sie vor dem Hinausstürzen zu bewahren. Der Junge erhaschte einen kurzen Blick auf seinen Schwanz und zwinkerte ungläubig, bis sich ein Grinsen in sein Gesicht stahl und er flüsterte:
„Entschuldigen Sie, dass ich ihre Party gestört haben, Mister.“ Er hatte noch immer Hemmungen, sie anzusprechen.

„Was kann ich zu diesem Zeitpunkt zu ihr sagen?“ dachte er. „Wir sind längst über das Stadium des Gesprächs hinaus.“ Und dann: „Warum soll man etwas Gutes verderben? Wenn wir dazu übergehen, uns miteinander zu verabreden, anstatt die wohl außerordentlichste Beziehung meines bisherigen Lebens aufrechtzuerhalten, dann erweist sie sich vielleicht sehr schnell als stinknormale Durchschnittsfrau.“

Er war verblüfft, dass sich die Affäre von der ersten Entdeckung über eine totale Verliebtheit, dann den Vollzug bis hin zum Zynismus so mühelos entwickelt hatte, und das alles nur innerhalb seiner achtminütigen U-Bahn-Fahrten zur Arbeitsstelle. Dennoch, was man in dem überfüllten Wagen an Möglichkeiten finden konnte, war qualvoll begrenzt, und er gierte nach einem vollkommeneren Zusammentreffen.

Dann, eines Morgens, als er auf den Zug wartete, sah er sie unweit der Damentoilette stehen. Sie nickte, und er schob sich auf sie zu. Sie steckte eine Münze in den Geldschlitz, öffnete die Tür und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Als wäre er in Trance, ging er an ihr vorbei in den gekachelten Raum. Sie schlug die Tür hinter ihnen zu und sicherte das Schloss mit einem Stück Stahl. Sie waren allein in der weiß glänzenden Kabine.

„Das ist ja Wahnsinn“, zischte er die ersten Worte, die er je zu ihr gesagt hatte. Anstelle einer Antwort streifte sie ihre Kleider ab. Er beobachtete sie wie hypnotisiert, als der so lange begehrte Körper vor ihm auftauchte. Dann war sie nackt, warf sich ihm zu Füßen und flehte ihn an, sie zu vögeln.
Die Frau seiner Träume lag vor ihm, eine keuchende, hechelnde Hure, und befingerte sich selbst schamlos. Vom Normalen mit einer solchen Abruptheit ins Bizarre geschleudert, dass der Puls in seinen Schläfen schmerzhaft zu dröhnen begann, versuchte er diesen Vorgang in irgendeiner Weise einzuordnen. Aber es geschah alles explosionsartig, zu schnell, zu überwältigend. Die junge Frau stöhnte vor verzweifelter Gier, und er konnte nichts anderes tun, als sich dem augenblicklichen Geschehen hinzugeben.

Die vielen Monate einer langsamen Entwicklung entluden sich auf einen Schlag, und während der folgenden fünf Minuten taten sie praktisch alles, was eine Frau und ein Mann gemeinsam tun können. Irgendein Instinkt sagte ihm, dass es für ihn kein zweites Mal geben würde und dass er jetzt möglichst alles auf einmal tun müsse.
Und erst als er plötzlich erkannte, in was für einer Situation er sich befand, kam er wieder zur Vernunft. Er stand auf und lehnte sich leicht benommen an die Wand. Die Frau zog sich wieder an. Als sie fertig war, suchte er nach etwas, dass er sagen konnte, ehe sie die Toilette verließ.

Aber seine Augen weiteten sich, als sie in ihre Handtasche griff und eine Polizeimarke und einen 357er Magnum-Revolver hervorholte. „Sie sind verhaftet“, sagte sie. Und fügte hinzu: „Ich hatte Sie schon seit einiger Zeit im Auge.“

Als der Fall schließlich vor Gericht kam, wurde er sofort niedergeschlagen. Der Richter entschied, dass der Mann das Opfer eines von der Sittenpolizei konstruierten Falles geworden sei und daher seine Verhaftung gegen die Verfassung verstoßen habe. Er aber war vom Verlauf der Dinge derart mitgenommen, dass er bald darauf nach San Francisco umzog. Dort erholte er sich gerade von seinem Martyrium, als er erfuhr, dass man auch in dieser Stadt eine U-Bahn bauen wollte. Am selben Tag sprang er von der Golden Gate Bridge.

Die Frau begann die nächste einsame Wanderung, suchte Sexualtäter in den Tunnels unter der Stadt, fuhr in den Zügen, bis irgendein Mann sie berührte und sich an ihr rieb, ließ weitermachen, wie es ihm beliebte, bis er sie vögelte und die unglaublichsten Dinge mit ihr machte, woraufhin sie ihn verhaftete. Sie war überzeugt, dass Sex etwas Heiliges war, und sie hatte sich diesen Job ausgesucht, um dafür zu sorgen, dass es auch so blieb.

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