Beim Friseur

Es war ein kleines Glockenspiel, nichts elektronisches. Hinter einem weißen Tresen blickte mich eine ältere Frau neugierig an. Ich trat die zwei Schritte zu ihr hin. „Martin Brauer, ich bin angemeldet…“. Ich mühte mich um mein geschäftlich, unverbindliches Lächeln und erhielt ein eben solches zurück.
„Gut Herr Brauer, sie kommen gleich an die Reihe. Wenn Sie sich nur noch einen kleinen Moment gedulden möchten…?“. Sie lud mich lächelnd rechterhand zur Herrenabteilung ein. Ich nickte, hängte den Burberry-Mantel an den hölzernen Ständer und trat in den Herrensalon. Im Prinzip war es ein Salon wie viele andere. Nur eben teurer ausgestattet, sehr geschmackvoll. Edle Stühle, teure Spiegel, Holzgetäfelte Wände und Decke, Kachelboden.

Sechs Stühle standen vor eben so vielen Waschbecken und Spiegeln. Drei von ihnen waren besetzt. Ich grüßte durch ein Nicken und setzte mich zu einem etwas älteren Herren an die Seite. Hier neben den Wartestühlen lagen die obligatorischen Illustrierten und Tageszeitungen. Ich griff nach einer solchen und schlug sie auf. Dabei schweifte mein Blick noch einmal durch den Raum. Im hinteren Teil klapperten ein paar Vorhangstränge und eine junge Frau kam ins Bild.
Aber was für eine..! Einen Moment lang vergaß ich sogar meine Zeitung. Vielleicht – nein bestimmt sogar – vergaß ich das atmen. Viele Gedanken und Beschreibungen schossen mir durch den Kopf, von denen alle stimmten, unglaublich und grazil es aber am besten trafen. Mein Blick huschte also über die Zeitung hinweg zu ihrer Gestalt. Ein kurzes Mustern des hellen Kittels und der fraulichen Gestalt, ein Blick auf ihr hübsches Gesicht und ich widmete mich wieder der Zeitung.

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